Der Ende September 2015 vorgestellte städtebauliche Entwurf der Architekten Hosoya Schaefers für das westliche Elbbrückenquartier. Bild: HafenCity Hamburg

HafenCity: „Das Elbbrückenquartier ist ohne den Kleinen Grasbrook nicht denkbar“ – Erste Flächen an den Elbbrücken werden 2017 vergeben

Als 2002 mit dem SAP-Domizil das erste Gebäude in der HafenCity fertiggestellt wurde, war kaum vorstellbar, dass 2018 bereits mit dem Bau des ersten Bürogebäudes an den Elbbrücken begonnen werden soll. Doch, ob das Elbbrückenquartier insbesondere mit seinen Bürohochhäusern am Markt zu platzieren ist, darüber wird in Hamburg diskutiert. Dabei spielt auch die Entwicklung des Kleinen Grasbrook eine wichtige Rolle.

240.000 m2 Bürofläche sollen im westlichen Elbbrückenquartier entstehen – zum Teil in Hochhäusern, die mit ihrem Lärmschatten den Bau von 1.000 Wohnungen am Baakenhafen ermöglichen. In Hamburg wird die Zukunftsfähigkeit der Lage an den Elbbrücken als Bürostandort diskutiert.

„Elbbrücken werden nie Stadtzentrum sein“

André Portier votiert für eine zusätzliche Elbquerung, um die zentrumsnahen Areale südlich der Elbe – wie den Kleinen Grasbrook – erschließen zu können. Bild: Feldhaus

„Die Elbbrücken werden nie Stadtzentrum sein und auch nie stadtzentrumsnah“, erklärte Fabian von Köppen, Garbe Immobilien-Projekte, beim jüngsten Heuer Bürodialog Hamburg. Garbe selbst plant am westlichen Ende des Baakenhafen das Büroprojekt Campustower.
„Der westliche Baakenhafen ist noch Teil der zentralen HafenCity innerhalb des alten Wallrings“, so von Köppen. „Warum sollte ich an den Elbbrücken sein, am Stadtrand? Da bin ich am Flughafen besser aufgehoben.“

Mut zu 250 m hohen Bürotürmen

Das sieht der Hamburger Makler Andreas Wende anders. „Noch wirkt der Standort peripher. Doch die Elbbrücken sind das Eingangstor zur Stadt und liegen nach Fertigstellung der U- und S-Bahn-Station nur zwei Stationen vom Jungfernstieg entfernt. Und das Quartier bildet den Abschluss der fertiggestellten HafenCity.“ Wende sieht das Quartier allerdings nicht als einen urbanen Standort, wie der Alte Wall einer ist.
„Das ist ein Standort für Unternehmen, die Sichtbarkeit wollen.“ Und deshalb favorisiert Wende hier den Bau von 250 m bis 300 m messenden Hochhäusern mit Mischnutzung: Wohnen, Büro, Hotel, Einzelhandel. „Da dürfen wir nicht wieder klein denken und wünschen uns mehr Mut von der Stadt.“

„Elbbrücken waren auch mal teuer“

Das sieht auch der Hamburger Stadtplaner André Portier so. „Wir sollten nicht so weit nach Osten gucken, sondern erst einmal zentrumsnah verdichten.“ Hier denkt er an das Areal um den Großmarkt zwischen Amsinckstraße und Oberhafen.
Grundsätzlich geht es Portier um die Entwicklung der Stadt über die Elbe hinaus. „Das Elbbrückenquartier ist ohne den Kleinen Grasbrook, Rothenburgsort und eine bessere Anbindung des Südens nicht denkbar.“ Die Stadt habe aktuell einen ausgeglichenen Haushalt und müsse in Elbquerungen investieren, um die zentrumsnahen Flächen südlich der Elbe zu erschließen. Das Kostenargument, mit dem die Erschließung des Kleinen Grasbrook seitens der Politik beerdigt wurde, lässt er nicht gelten. „Die Elbbrücken waren irgendwann auch mal irre teuer.“

Infrastruktur muss von der Stadt vorgedacht werden

Er verweist auf Rotterdam. Auch in Hamburg wandere der Hafen im Trend elbabwärts. Das frühere Hafenareal in Rotterdam sei für die Stadtentwicklung erschlossen worden – durch den Bau von Brücken. Wer in Hamburg mit dem Fahrrad die Elbe queren wolle, könne nur den alten Elbtunnel nutzen oder die Elbbrücken.
„Die Infrastruktur muss von der Stadt früh vorgedacht und angepackt werden, um den Süden näher heranrücken zu lassen.“

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