Durch den Klimawandel verdoppelt sich in Hamburg die Zahl der heißen Tage und die Starkregenereignisse nehmen zu. Die Gefahr von Hitzeinseln und Überflutungen wird durch die Innenverdichtung forciert, sofern die Folgen des Klimawandels nicht kompensiert werden – etwa durch Dachbegrünung oder Versickerungsflächen.
Der Klimawandel kommt nicht – er ist längst da. In Hamburg haben Starkregenereignisse spürbar zugenommen. Um das zu bemerken, braucht es keine Wissenschaft. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) allerdings hat schon im November 2015 errechnet, dass die Temperatur in Hamburg bis 2050 nochmals um 1,2 °C zunimmt, sich die Zahl der heißen Tage mit Temperaturen über 30°C verdoppelt und die Zahl der Tropennächte (über 25°C) deutlich zunimmt.
Hitzeinseln und Überflutung
Dass Hamburg aufgrund seines Bevölkerungswachstums plant, jährlich 10.000 Wohnungen zu bauen und diese Wohneinheiten überwiegend im Rahmen von Innenverdichtungsprojekten entstehen sollen, verschärft die Gefahr von innerstädtischen Hitzeinseln sowie Überflutungen.
Doch diese Folgen des Klimawandels lassen sich in Bestand und Neubau durch städtebauliche und bauliche Maßnahmen auffangen – im wahrsten Sinn des Wortes. Die HafenCity Universität (HCU) hat auf Basis einer Studie zur Klimafolgenanpassung einen Leitfaden für Hamburger Grundeigentümer entwickelt.
Im Fokus stehen Maßnahmen, die Überflutungen sowie Hitzeinseln verhindern. Eine zentrale Rolle zur Milderung von Folgen des Klimawandels spielt die Integration von Vegetation in Architektur und Städtebau. Dachgärten werden bei der Planung von Neubauten oder im Rahmen von Um- und Ausbauten zunehmend als Erholungsraum genutzt – etwa im Rahmen des Urban Gardening.
Dachgrün speichert Wasser
Gleichzeitig halten selbst extensiv begrünte Dächer zwischen 50% und 70% des jährlichen Niederschlags zurück sowie 30% bis 40% eines Starkregens. Das gespeicherte Wasser wird verdunstet und verbessert durch die Verdunstungskühle sowie die höhere Luftfeuchtigkeit das Mikroklima. Zudem binden Pflanzen Feinstaub sowie Schadstoffe und Sauerstoff. Gleichzeitig verlängert die Begrünung die Haltbarkeit der Dachhaut und dämmt die darunterliegenden Geschosse.
In Hamburg werden über die von 2014 bis 2019 laufende Hamburger Gründachstrategie von der Investitions- und Förderbank (IFB) Hamburg Fördermittel ausgeschüttet. 30% bis 60% der Herstellungskosten werden an Privatpersonen und Unternehmen gezahlt – bis zu 50.000 Euro je Gebäude. (www.ifbhh.de).
Aufheizung mildern
Reichen im Bestand die Lastreserven des Daches nicht für eine Begrünung, so sind Photovoltaik-Module eine Alternative, die nur etwa 50% der leichtesten Dachbegrünung wiegt. Diese Dachnutzungen mindern die Aufheizung der Dachoberfläche. Deren Hitze würde sonst nachts wieder an die Umgebung abgegeben und dafür sorgen, dass der Temperaturunterschied zwischen Stadt und Umland mit bis zu 3°C nachts größer ist, als tagsüber.
Derselben Logik folgt die Begrünung von Fassaden. Die stärksten Klimaeffekte erreichen begrünte Westfassaden. Die Sonnenscheindauer liegt zwar unter der von Südfassaden, doch der Strahlungswinkel der Sonne sorgt für stärkere Aufheizung.
Glasfassaden kontraproduktiv
Grundsätzlich sollten keine großflächigen Glasfassaden verbaut werden. Hier erwärmt sich das Gebäude selbst. Dazu werden die Sonnenstrahlen auf gegenüberliegende Gebäude sowie in den Straßenraum reflektiert und sorgen hier für Aufheizung. Aus diesem Grund sollten an Fassaden auch keine hellen, stark reflektierenden Materialien genutzt werden. Ebenso wenig jedoch dunkle Materialien, die sich aufheizen.
Um unkontrollierte Überflutungen zu verhindern, ist die Schaffung von Flutmulden in Grünanlagen, auf Stadt-, Spiel- oder Parkplätzen sinnvoll. Notwasserwege führen das Wasser bei Überflutung der Kanalisation direkt zu diesen Mulden. Grundsätzlich sorgt die Entsiegelung von Innenhöfen, Stellplätzen oder Wegen für eine geringere Überflutungsgefahr.