Trumps Image als Immobilientycoon – hier sein Hotel in Las Vegas – motiviert internationale Investoren zu einem Engagement in den USA. Bild:iStock

Immobilienmärkte: Trump kann teuer werden

Trump ist Präsident – elect. Doch bereits bevor er am 20. Januar das Amt des wichtigsten Staatsführers weltweit antritt, sind die Spekulationen über seine Strategie und die daraus folgenden Konsequenzen lebhafter, als bei jedem seiner Vorgänger. Hamburg, als Hafen- und Handelsstadt, schaut besonders wachsam über den großen Teich.

Die USA sind seit 2014 größter Handelspartner der Bundesrepuplik. Im vergangenen Jahr lag das Handelsvolumen mit den USA bei 174 Mrd. Euro – gefolgt von Frankreich (170 Mrd. Euro), den Niederlanden (168 Mrd. Euro), China (163 Mrd. Euro) und Großbritannien (127 Mrd. Euro).

America first

Trump hatte im Wahlkampf unter dem Motto „America first“ eine Reihe von Aktivitäten zugunsten der US-amerikanischen Wirtschaft angekündigt. Für Unruhe sorgten protektionistische Überlegungen, wie die Kündigung von Freihandelsabkommen, der Abbruch der TTIP-Verhandlungen mit der EU und die Bevorzugung einheimischer Unternehmen bei staatlichen Ausschreibungen.
Daher zeigte sich die Wirtschaft im Wahlkampf Trump gegenüber bestenfalls reserviert. Nach Trumps Wahl erreichte die US-Börse nach kurzem Flackern jedoch ein Allzeithoch. Begründet wird der Aktienboom mit dem angekündigten Billion-Dollar-Infrastruktur-Programm sowie den Steuersenkungen für Unternehmen von 35% auf 15%.

Wirtschaft reagiert positiv

„Heute reagiert die Wirtschaft auf schwarze Schwäne kaum noch“, erklärt Wilfried Jastrembski, Leiter Immobilienkunden bei der Hamburger Sparkasse, gegenüber dem Haspa-Trendletter. Positiv sei die Gelassenheit, aber bedenklich, „dass wir aufgehört haben, uns Gedanken zu machen, wie die Dinge zusammenhängen und glauben, es geht weiter so.“
Selbst die OECD schaut Ende November nur auf die Investitionsversprechen, erwartet signifikante positive Auswirkungen für die Weltwirtschaft und blendet den angedrohten Anti-Globalisierungskurs einfach aus.

Mehr Ausgaben für Verteidigung möglich

Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz twitterte nach der Wahl: „Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht. Jetzt hilft aber kein Lamentieren. … Allerdings wird die Europäische Union sich spätestens jetzt so reformieren müssen, dass sie eigenständig handlungsfähig wird.“ Das verweist insbesondere auf die Verteidigungspolitik. Trump hatte angekündigt, die Verbündeten innerhalb der NATO stärker zur Kasse bitten zu wollen.
„Das kann mittelfristig für Europa heißen, staatliche Investitionen umschichten zu müssen“, so Jastrembski. „Mehr in Sicherheit und weniger in Infrastruktur. Das kann für uns teuer werden.“

Mehr Investitionen in den USA

Welche Konsequenzen für die Immobilienwirtschaft in Deutschland zu erwarten sind, hängt davon ab, wie isolationistisch Trump tatsächlich agiert. Wenn Trump auf amerikanische Investoren Druck mache, im eigenen Land zu investieren, „hat das natürlich Auswirkungen auf die Preise“, so der Haspa-Experte. „Mit der Erwartung steigender Preise werden auch internationale Anleger ihre Investitionen umschichten.“ Bereits jetzt sei – in Erwartung des Investitionsprogramms und der Steuersenkungen – ein stärkeres internationales Investmentengagement in den USA zu beobachten.

Deutschland als sicherer Hafen gefragt?

In Hamburg lag der Anteil internationaler Investoren am Gewerbeimmobilienmarkt 2015 bei 50% – ist in diesem Jahr allerdings auf etwa 30% gesunken. Jastrembski weist jedoch auch darauf hin, dass der deutsche Immobilienmarkt von Trump kurzfristig dann profitieren könnte, wenn sich Unsicherheit über seinen Kurs breit mache und Investoren den sicheren Hafen suchten – Deutschland. Doch mittelfristig werde ein protektionistischer Kurs der USA den „von den weltweiten Handels- und Kapitalströmen abhängenden Unternehmen und Städten“ schaden, betonte Irebs-Professor Tobias Just. Also auch der Exportnation Deutschland und der Hafenstadt Hamburg – wenngleich die USA nur Hamburgs fünftgrößter Handelspartner ist.

Steigende Zinsen

Obwohl als kreditfinanzierter Immobilientycoon wenig an steigenden Zinsen interessiert, hatte Trump als Präsidentschaftskandidat steigende Zinsen gefordert. Tatsächlich haben sich in Erwartung steigender Zinsen in den USA auch in Deutschland bereits die Einstände für Hypothekendarlehen binnen kürzester Zeit verdoppelt – allerdings auf weiter sehr niedrigem Niveau. Ob dies die Zinswende einläutet, hängt von den ersten Entscheidungen ab, die Trump im Januar tatsächlich treffen wird.
Am 7. Juli 2017 jedenfalls kommt Trump nach Hamburg – im Rahmen des hier stattfindenden G20-Treffens.

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