Im Modellprojekt eQuartier Hamburg soll in zunächst drei verschieden strukturierten Quartieren ermittelt werden, ob und wie die Anwohner eAutos nutzen und welche Erkenntnisse sich daraus für Stadt- und Immobilienentwicklung ergeben. Das Ziel ist die Verringerung des motorisierten Individualverkehrs (MIV).
„Es schient etwas im Argen zu liegen. Sie haben den Kraftschluss noch nicht hinbekommen“, spricht Oberbaudirektor Jörn Walter die Repräsentanten der Immobilienbranche, der Autobauer und der Carsharing-Unternehmen bei der Auftaktveranstaltung zum Thema eQuartier Hamburg unverblümt kritisch an.
Koordination und Kooperation fehlen
Als Teil einer multimodalen städtischen Mobilität sollen E-Autos zur Verbesserung der Lebensqualität durch Verringerung des motorisierten Individualverkehrs beitragen. Doch Walter fehlt die Koordination und Kooperation der verschiedenen Initiativen und Unternehmen.
Immerhin haben sich für das Modellprojekt des Bundesverkehrsministeriums die Unternehmen Starcar, Cambio Carsharing und die GfG Hoch-Tief-Bau, Ahrensburg, zusammengefunden, um – koordiniert von Droste Consult und hySolutions, der Hamburger Projektleitstelle für eMobilität – Quartierskonzepte zur gemeinschaftlichen Nutzung von eMobilität zu erproben. Wissenschaftlich begleitet wird eQuartier durch die HafenCity Universität (HCU).
Ladesäule im Quartier21
Die Erkenntnisse aus diesem Projekt sollen dazu genutzt werden, um vor dem Hintergrund der zunehmenden Sharing-Affinität („Nutzen statt Besitzen“) die Rolle der eMobilität für die Quartiersentwicklung zu konkretisieren.
Im Quartier21 in Barmbek etwa, das 2008 bis 2012 auf dem früheren Areal des AK Barmbek durch Hamburg Team sowie Hochtief entwickelt wurde und heute 1.200 Bewohner zählt, haben die seit Jahren eingerichteten zwei Carsharing-Plätze nicht verhindern können, dass die Straßen zugeparkt sind.
Carsten Redlich, Cambio CarSharing, hat nun eine gut sichtbare Ladesäule direkt am zentralen Platz eingerichtet. In Kooperation mit dem Q21-Nachbarschaftsverein sowie durch Kommunikation über die quartiersinternen Medien (Quartierspost, Quartierswebsite) soll die Zahl der aktuell 120 Nutzer ausgeweitet werden.
Veränderungsbereitschaft in neuem Quartier höher?
Im Quartier Am Weißenberge zwischen Alsterdorf und Fuhlsbüttel ergänzt die Saga 45 denkmalgeschützte Bestandsgebäude zwischen 2015 und 2019 um 539 überwiegend öffentliche geförderte Wohnungen. Starcar platziert hier einen BMW i3, der in einem 300-m-Radius um das Quartier flexibel abgestellt und an der Ladesäule im Maienweg mit Strom betankt werden kann. Hier soll ermittelt werden, ob die klassisch hohe Veränderungsbereitschaft in einem frisch bezogenen Quartier zu einer Verringerung der Privat-Pkw-Quote führt.
Und im Baugebiet Erlenhof in Ahrensburg realisiert die GfG in der 1897 erbauten Villa Pomona das Zusammenspiel von eMobilität mit Gebäude- und Speichertechnologie im Kontext eines Energiekreislaufs.