750 Wohnungen entstehen im SonninPark – davon 250 öffentlich geförderte. Bildquelle: Aug. Prien, Urheber: moka-studio

Standortporträt Hammerbrook: Die City-Süd wird zur gemischten Stadt

Die City-Süd ist als bedingt einladender Backoffice-Standort bekannt. Als Hammerbrook rückt das Quartier zwischen Hochwasserbassin, Hafencity und Hauptbahnhof nun plötzlich in den Fokus von Wohnungsuchenden. 3.000 Wohneinheiten sollen hier zwischen 2015 und 2022 entstehen.

„Es gibt keinen ähnlich tiefgreifenden Transformationsprozess in einem anderen Stadtteil Hamburgs“, erklärte Andy Grote, Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, bei der Vorstellung des Projektes SonninPark im Herbst 2015. Nun wurde im Mai der Grundstein für das 220-Mio.-Euro-Projekt gelegt. Zwischen Sonninstraße und Nagelsweg entstehen bis Ende 2019 insgesamt 750 Mietwohnungen, davon 250 öffentlich geförderte.

Am Sonninkanal konnten 129 Eigentumswohnungen verkauft werden. Dahinter noch eingerüstet ist das Projekt Sonninkanal mit 95 Mietwohnungen. Bild: Theda Eggers

1.100 Wohnungen zwischen Sonninkanal und Nagelsweg

Entwickelt wird das Projekt von Aug. Prien Immobilien sowie Köhler & von Bargen Projekte auf dem früheren Sharp-Areal. Nach einem städtebaulichen Entwurf der 03 Architekten, München, entsteht zwischen Nagelsweg, Sonninstraße und dem südlich angrenzenden Mittelkanal eine differenziert gestaltete Blockrandbebauung, die einen 17.000 m2 großen Hof umschließt. 13.000 m² dieser Fläche wird als öffentlicher Quartierspark nach den Entwürfen der Münchener Landschaftsarchitekten grabner huber lipp gestaltet.
Ein Teil der übrigen 4.000 m2 wird durch eine Kindertagesstätte genutzt, die im nördlichen Bereich des Hofes angesiedelt wird. Hier entstehen auch die öffentlich geförderten Wohnungen sowie der Edeka-Markt. In die Sozialwohnungen investiert ein Konsortium um die Architekten Heitmann Montúfar. Die 500 frei finanzierten Mietwohnungen konnten ebenfalls vor Baubeginn für 160 Mio. Euro an zwei von Quantum Immobilien aufgelegte Fonds sowie einen institutionellen Investor verkauft werden.

Pionierprojekt Hammerleev erfolgreich

Das gilt auch für die 95 Mietwohnungen des Projektes Sonninkanal, die ihrer Fertigstellung entgegengehen. Die Nordrheinische Ärzteversorgung erwarb sie von der BPD Projektentwicklung. Die BPD hatte mit dem Gesamtprojekt Hammerleev auf einer 10.000 m2 großen Brache zwischen Sonninkanal und Sonninstraße mit 340 Wohnungen das erste größere Wohnungsbauvorhaben in Hammerbrook seit den 1990er Jahren entwickelt. Pionier waren auch hier Köhler & von Bargen, die als Vorhabenträger die Umnutzung der Gewerbebrache für den Wohnungsbau mit Rückenwind aus dem Bezirk auf den Weg brachten. Neben den Mietwohnungen entstanden hier bis dato 129 Eigentumswohnungen direkt am Sonninkanal sowie 114 öffentlich geförderte Mietwohnungen an der Sonninstraße, die von der GWG Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Baden Württemberg in den Bestand übernommen wurden.
Am Nagelsweg, am südlichen Ufer des Mittelkanals, setzt die BPD ihr Engagement in Hammerbrook mit dem Projekt Mien Leev fort. In Nachbarschaft zu einem in den 1990er Jahren entstandenen Wohnprojekt entstehen 202 – inzwischen vollständig verkaufte – Eigentumswohnungen und 91 geförderte Mietwohnungen.

Verändertes Image

„Hammerbrook verändert sein Bild und sein Image“, erklärt Michael Mathe, Leiter der Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Mitte, und verweist auf 3.000 Wohnungen, die zwischen 2015 und 2022 in Hammerbrook fertiggestellt werden sollen. Das ist eine Verdreifachung der etwa 1.000 Bestandswohnungen – davon allein 650 im Münzviertel im Nordwesten Hammerbrooks in direkter Nachbarschaft zum Hauptbahnhof.
Es habe Wohninseln gegeben, so der Stadtplaner, „die aber nicht vernetzt waren und keine Infrastruktur hatten.“ Mit den Wohnungen werde der Stadtteil nicht nur belebt, sondern durch die begleitend entstehende Infrastruktur aufgewertet – Kita, Edeka, Gastronomie. „Damit werten wir auch den Bürostandort auf“, betont Mathe. „Wir wollen die City-Süd als Bürostandort nicht beeinträchtigen, sondern stärken.“

Große Büroprojekte

Gerade von vier Finanzämtern bezogen ist das von Aug. Prien realisierte SonninKontor an der Nordkanalstraße. Der 20.000 m2 große Büroriegel schützt das Wohnungsprojekt SonninPark vor dem Lärm der vierspurigen Straße.
Ebenfalls fast fertig sind die von Becken Immobilien realisierten zwei Bauteile des Fleet Office am Heidenkampsweg. Ankermieter der insgesamt 30.000 m2 Mietfläche sind Axa und die Hamburger Bezirksverwaltung der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG). In direkter Nachbarschaft zum Fleet Office entsteht am Heidenkampsweg 66 bis 2020 die neue Europa-Zentrale von Olympus. An der Wendenstraße sind hinter dem 55.000 m²  großen Bürogebäude 700 Studentenapartments geplant.

Die Neubaufassaden an der Nordkanalstraße: Vorne das SonninKontor, Domizil von vier Finanzämtern, dahinter die Hotels der Foremost-Gruppe und das Hyperion. Bild: Theda Eggers

Hausboote und Hotels

Insgesamt sollen in dem Quarree zwischen Heidenkampsweg und Hammerbrookstraße etwa 1.000 Wohnungen entstehen. „Hier ist jedoch kein Familienwohnen geplant, sondern Sonderwohnformen, wie Studentenwohnen.
Zu den Sonderwohnformen zählen auch die modernen Hausboote auf dem Hochwasserbassin östlich des Heidenkampswegs und im Mittelkanal. Mehrere der rund 600.000 Euro teuren schwimmenden Wohnstätten sind bereits bezogen.
Wie fast alle citynahen Stadtteile erlebt Hammerbrook große Nachfrage seitens der Hotelketten. Am Högerdamm entsteht am zur Hafencity führenden Schleusenkanal das Innside by Melia. Direkt benachbart wird aktuell das erst 2014 eröffnete prizeotel erweitert. An der Nordkanalstraße eröffnen im Sommer ein Hampton by Hilton sowie ein Holiday Inn Express der Foremost Hotelgruppe. Sie schirmen das Wohnquartier Hammerleev vor dem Lärm ab. Gegenüber dem Projekt Hammerleev, westlich des Soninkanals, hat 2015 das Hyperion Hotel als Ramada-Hotel auf den früheren ADAC-Areal eröffnet und ein Jahr zuvor an der Amsinckstraße 1-3 das Hotel-Duo Ibis-Budget und Ibis.

Mikroapartments und Sozialwohnungen im Münzviertel

Der Standort des Ibis-Duos ist Teil des Neuen Hühnerpostens im Münzviertel, das zu Hammerbrook gehört und zwischen Bahntrassen für den räumlichen Anschluss an die Innenstadt und den Hauptbahnhof sorgt. 2016 wurde hier das Projekt Mikroapartments Neuer Hühnerposten mit 353 möblierten Wohneinheiten fertiggestellt.
Direkt gegenüber am Schultzweg planen Hanseatische Baukonzept (HBK) und GBI 400 Wohnungen auf dem früheren Areal der Gehörlosenschule zu bauen, davon 60% gefördert. Von den verbleibenden 40% werden die Hälfte zudem als Studentenwohnungen errichtet. Mathe: „Mit den 3.000 Wohnungen haben wir zunächst ein gutes Etappenziel erreicht.“

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