Mit 10.007 genehmigten Wohneinheiten hat Hamburg im vergangenen Jahr die Zielvereinbarung im Bündnis für das Wohnen mit einer „Punktlandung“ erreicht. Allerdings fürchten die Wohnungsverbände, dass die Zahl der genehmigten Wohnungen mit Blick auf knapper werdende Grundstücke, hohe Bau- und Klimakosten sowie die Einschränkungen der Corona-Pandemie weiter zurückgeht.
2020 wurden somit gut 2.700 weniger Wohneinheiten genehmigt als im Jahr zuvor. Unisono betonten Politik und Wohnungsverbände trotzdem ihre Zufriedenheit mit dem Ergebnis. „Im Bündnis für das Wohnen in Hamburg haben die Beteiligten auch im schwierigen Corona-Jahr 2020 erfolgreich gearbeitet und das Ziel erreicht, jedes Jahr den Bau von rund 10.000 neuen Wohnungen zu genehmigen“, erklärte Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister Hamburgs.
106.234 Baugenehmigungen seit 2011
Von einer „Punktlandung“ sprach Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen. „Zusammen mit den Bezirken und unseren Partnern im Bündnis für das Wohnen in Hamburg haben wir so in den vergangenen zehn Jahren regelmäßig die selbst gesetzten Ziele erreicht.“ 106.234 Wohneinheiten wurden seit dem Beginn der Wohnungsoffensive 2011 und dem ersten Bündnis für das Wohnen in Hamburg genehmigt – im Mittel 10.623 jährlich.
Dass dieser Mittelwert im vergangenen Jahr verpasst wurde, führt Stapelfeldt – jenseits normaler Schwankungen – vor allem auf die Einschränkungen bei Behörden und Bauherrn durch die Pandemie zurück. Dem folgen die Verbände in ihren Stellungnahmen nur zum Teil. Andreas Breitner, Direktor des Verbands Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), sieht in den Zahlen „ein wirklich gutes Ergebnis und Ausdruck einer erfolgreichen Wohnungsbaupolitik. Hamburg arbeitet mit und nicht gegen die Wohnungswirtschaft.“ Und Sönke Struck, Vorstandsvorsitzender des BFW Nord, spricht von einer Zahl „genau im Plan“ sowie einem „Super-Ergebnis“.
Verbände wollen mehr städtische Grundstücke – aber ohne Erbbaurecht
Beiden teilen jedoch die Bedenken, dass es auf diesem Niveau künftig nicht weitergehen wird. Struck: „Um langfristig so gute Zahlen zu erzielen, brauchen wir Kontinuität bei der Baulandausweisung.“ Und Breitner sieht in den um mehr als ein Fünftel gesunkenen Genehmigungszahlen ein „Warnsignal“ für Probleme jenseits der Pandemie.
Es gebe aktuell zu wenig städtische Flächen im Angebot, die Baukosten seien weiter gestiegen, was auch auf die Anforderungen des Klimaschutzes zurückzuführen seien. Breitner wünscht sich, dass eine bezirksübergreifende Typenbaugenehmigung eingeführt wird, nicht aber das von Rotgrün favorisierte flächendeckende Erbbaurecht.
Neuauflage des Bündnisses für das Wohnen in Arbeit
Für teure „Sonderwünsche“ aus den Bezirksverwaltungen und aus der Bezirkspolitik allerdings hat er ebenso wenig Sympathie, wie für die zunehmenden Einsprüche aus der Nachbarschaft neuer Projekte. Struck wie Breitner fordern die Neuauflage des Bündnisses für das Wohnen – der dritten nach 2011 und 2016. Nach der Bürgerschaftswahl im Februar 2020 hat SPD und Grüne pandemiebedingt bis Juni für den Koalitionsvertrag gebraucht. Im August fanden die ersten Gespräche für eine Neukonstituierung des Bündnisses statt. Dabei sollen die Rahmenbedingungen, Wege und Ziele konkreter festgeschrieben werden, als in den beiden vorausgegangenen Bündnissen.
Ausgebremst wurden die Abstimmungen durch den erneuten Shutdown seit Dezember sowie durch den Wechsel auf dem Posten des Baustaatsrates in der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW). Der sehr gut in Hamburg vernetzte Matthias Kock ist seit Ende 2020 Pensionär. Seine Nachfolgerin Monika Thomas, zuletzt im Bauministerium von Horst Seehofer oberste Baubeamtin der Nation und davor Stadtbaurätin in Wolfsburg, muss sich mit Personen und Themen an der Elbe zunächst vertraut machen.
Wandsbek bei den Bezirken vorn
Im Ranking der Bezirke lag 2020 Wandsbek mit 2.102 Baugenehmigungen vor Hamburg Nord (1.728). Auch im Zehnjahresvergleich liegt Wandsbek mit 21.537 genehmigten Wohneinheiten vor Hamburg Nord (21.131), gefolgt von Altona (14.350), das im vergangenen Jahr mit 924 Baugenehmigungen deutlich unterdurchschnittlich abschnitt.